Achsschenkel prüfen + aufbereiten

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AHS IMP 1
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Achsschenkel prüfen + aufbereiten

Beitrag von AHS IMP 1 »

Ich habe ein paar Achsschenkel bekommen, die in den 90ern als Neuware verkauft wurden.
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Da sie außen an den Planflächen ein paar Anschläge haben + auch am Bund für das innere Lager, habe ich den Grat entfernt. Damit das Lager grade sitzt + sich der Simmering nicht so schnell aufreibt.
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Da nach dem Radlagerwechsel bei Schnullis 03 die alten Radlager noch rumlagen, habe eines zur Anprobe genommen. Als 1. fiel mir auf, das es beim rechten Achsschenkel sehr locker drauf ging + die Lagerschale beim Drehen mitdrehte. Auf dem folgenden Bild kann man das Kippspiel der Lagerschale erahnen. (Unten im Bild der Spalt)
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:? Warum dieses? :o
Sag' ich zu mir; Da musste mal genauer schauen. Da meine Augen auch nicht mehr so gut sind, erstmal Brille abnehmen + in vernünftiges Licht gehen.

Da sieht das für angebliche Neuware sehr merkwürdig aus.
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Die Laufläche für den Simmering ist rillig eingelaufen. Der Sitz von der Lagerschale ist auch eingelaufen. Das ist übrigends die Unterseite der Radnabe. Ich vermute, da ist im früheren Leben dieses Achsschenkels, jemand mit kaputen Radlager + "Wellendichtring", oder defektem Stoßdämpfer rumgefahren.
Also habe ich weiter die Achsschenkel unter die Lupe genommen.
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Man sieht eindeutig die alten Unterrostungen bei den Bremssattelschrauben.
Auch im Konus von der Sturzverstellung sieht man die übergewachsten Rostpickel.
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Am linken Achsstummel kann man die alten Rostflächen auch noch erkennen.
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Hier mal Fotos mit meinem "digitalen-Aldi-Schätzeisen".
Der Lagersitz vom rechten Achsschenkel einmal horizontal
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+ einmal vertikal, also von der unteren eingelaufenen Stelle nach oben.
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Im Vergleich dazu vom linken Achsschenkel
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Also das sind eindeutig aufbereitete Teile! Nur Gewährleistungsansprüche kann man nach der Zeit wohl nicht mehr geltend machen. :lol:

Also, was macht man? Ich glaube, das die schon noch zu gebrauchen sind. Wenn die eingebaut wären, würde ich sagen; Ok, die halten nochmals 30Jahre.
Aber wenn ich sie schon so schön "nackt" vor mir habe, möchte ich das Optimale aus diesen Achsschenkeln rausholen.

Ich habe so ein bischen Magenschmerzen, weil der Lagersitz auf den Achsstummeln so leicht mitdreht. Locktide finde ich Sch****, da man ja die Scheiben auch mal abnehmen möchte, ohne jedesmal Lager + Simmering zu zerstören.

Und darum nun zu den 1. ernsthaften Fragen:

- Haltet ihr den eingelaufenen Lagersitz überhaupt für bedenklich?
- Dito die Dichtfläche für den Simmering?

Wenn "Ja"; hätte ich schon ein paar "Gärtnerideen", wie man das verbessern könnte.

Uwe
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Vari-Mann
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Re: Achsschenkel prüfen + aufbereiten

Beitrag von Vari-Mann »

Dichtfläche ordentlich läppen.

Da wo die Lagerschale lose ist erst mit einem neuen Lager testen.Wenn das dreht dann mittels Körner lechte Schläge rundum machen.Das wirft Material auf neben dem "Loch".Das gleichmäßig rundum und es funzt 100 Jahre.Aber nur kleine -leichte Körnerschläge.Keine Riesenkrater verursachen.
Die Macke am Rand einfach mit einer Feile glatt arbeiten.Sowas kommt vom Lagern.Die werfen da 20 Achsschenkel in eine Kiste ohne Rücksicht.
Hatten meine damaligen auch,da war sogar das Gewinde platt vom werfen.Auch neu in den 90ern beim California Käfershop(Peter Kramer-Schwerte) gekauft.Waren zwar original VW und wirklich neu,aber echt mies.Hab die aufbereitet und verbimmmelt,ich fahre alte originale(aufbereitet).

Vari
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Red1600i
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Re: Achsschenkel prüfen + aufbereiten

Beitrag von Red1600i »

Mir hat das jetzt keine Ruhe gelassen und ich habe die Rechnung rausgesucht. Die Achsschenkel sollten in meinen Buggy, mitsamt VVA und Webern auf dem 1600er. Durch den Einbruch kam es dann nicht mehr dazu, der Buggy war beschädigt und ich bekam die Teile nicht mehr. Deswegen seit 1995 abgemeldet.

Den Namen Hoffmann muss ich revidieren, das stimmt nicht. Die vom Hoffmann fahre ich jetzt im 1600i und die habe ich 1992 gekauft. Waren auch in meinem 81er Mex genau so verbaut.

Die hier abgebildeten Teile stammen vom California Käfershop, Peter Kramer. Siehe originale Rechnung.

Uwe, den Namen Hoffmann lösche ich raus, wäre ja nicht ok in so einem Zusammenhang genannt zu werden.

Hier ein Scan der Rechnung ... Mann, was waren das noch Preise...

Gut, dass ich alles aufhebe :)


Bild



Ich hätte nie erwartet, dass Achsschenkel überhaupt aufbereitet werden. Und wenn, dann hätte so ein Quatsch nicht ausgeliefert werden dürfen. Mich hat die schöne spiegelnde Bearbeitungsfläche nie auf so eine Idee gebracht. Man lernt nie aus.

Das mit dem Stauchen per Körner ist ok, aber bitte nicht spitzig sondern mit einem balligen, verrundeten Dorn. Das Material ist geschmiedet und an der Stelle zäh. Es sollte ein paar solche Stellen schadfrei aushalten.
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AHS IMP 1
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Re: Achsschenkel prüfen + aufbereiten

Beitrag von AHS IMP 1 »

Die Idee mit dem Körnen finde ich simpel + gut. :D
Das habe ich bei einem Kreiselmähwerk auch schon mal gemacht. Das war aber ein eingepresstes Lager, was wir dann zusätzlich noch mit Loctide eingeklebt hatten.

Ansonsten hätte ich die Idee gehabt, mit'n Schutzgasschweißgerät ein paar kleine Punkte auf die eingelaufene Stelle zu setzen + auf Maß runter zu feilen.

Habt ihr für die Lauffläche vom Simmering auch einen simplen Vorschlag?
Ich hatte da 2 Ideen. Die Aufwendigste; die Achsschenkel kompett cadmieren lassen. Das trägt ja Material auf + anschließend mit feinem Schmirgelpapier glatt schleifen?
Oder Löten: Bei Hartlot habe ich aber Bedenken, das der Wärmeeintrag nicht so gut ist. Bringt es was, die Riefen mit Weichlot aufzufüllen?

Ich hatte ein Video gemacht, wo + wie das Lager auf dem Achsschenkel mitdreht. Im Vergleich zum anderen Achsschenkel. Das Video ist ziemlich missraten + zudem auch noch unscharf. :x Da braucht man sehr viel Phantasie, um etwas zu erkennen, wie die innere Lagerschale mitdreht.

Uwe

Edit @Rechnung
Bei den meisten Preisen kann man ein "€" hintersetzen. Sensationell günstig waren ja die Motordichtsätze inkl. Simmering! Aber die Spurstangenköpfe finde ich sehr teuer. 1982 habe ich für den 02 meiner damalig-zukünftigen-Ehefrau für 2-komplette Spurstangen 80DM bezahlt.
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Burgi1986
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Re: Achsschenkel prüfen + aufbereiten

Beitrag von Burgi1986 »

Also zu dem Aufschweißen mit dem Autogenbrenner hätte ich bedenken.
Weil die Achszapfen sind doch Oberflächen gehärtet oder war das beim Käfer noch nicht der fall?
Weil Gehärtete teile punktuell erhitzen ist nicht gerade so toll, weil ja dann die oberflächenhärte zerstört b.z.w verändert wird und somit die gefahr das sich die Lager einarbeten ja größer ist.

Oder schreib ich gerade mist? :?

Lass mich da gerne korigieren. Bin da nur etwas vorsichtig bei sollchen sachen.

Bsp: Jede Schweißnaht die ich mache erwärme ich nachträglich leicht um die spannung raus zu nehmen.
Hab da mal ne dumme erfahrung gemacht bei einem Montageträger für ein LKW-Motor mit Getriebe.
Gewicht des ganzen lag bei 2,1 tonnen und da ist mir der Träger 5mm neben einer Schweißnaht gerissen. :shock:
Darauf hin sagte mein Meister das ich die Schweißnaht entspannen hätte müssen.
Na ja aus fehlern lernt man. :)

Zur Rechnung:
Da soll mal einer noch sagen es wurde durch denn Euro nichts Teurer. :mrgreen:

mfg Andi
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Red1600i
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Re: Achsschenkel prüfen + aufbereiten

Beitrag von Red1600i »

Schweissen ist schlecht. Da würde das Gefüge geschädigt. Es würde aufhärten und Mikrorisse entstehen. Nein, nicht machen.

Stauchen ok.

Weichlöten ist auch kein Problem, das sind mal grob 250 Grad. Das packt der Stahl problemlos ohne mit Blödsinn zu reagieren. Weichlot ist halt nur Weichlot... wobei, das könnte genausogut klappen. es wird sich aber setzen, das Stauchen nicht. Man könnte aber beides machen ;)

Hartlöten wäre noch möglich, aber hier kommt schon etwas arg viel Wärme rein, würde ich auch nicht mehr wollen.

Verzinken geht. Ich fahre schon viele Jahre diese Achsschenkel in verzinkter Version. Die Zapfen habe ich mit Klebeband abgedeckt gehabt, somit keine Abscheidung auf diesen Flächen. Wasserstoffversprödung hatte ich auch nicht, ist auch bei einem Schmiedeteil nicht so stark zu erwarten... wobei nur der Zapfen durch die hohe Umformung zäh wird. ein kleines bißchen Risiko ist da schon dabei.

Wobei ich meine aber nach der Verzinkung noch im Backofen warm ausgelagert hatte. Und auch nicht sauer verzinkt wurden... aber das konnte ich nicht garantieren.
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AHS IMP 1
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Re: Achsschenkel prüfen + aufbereiten

Beitrag von AHS IMP 1 »

Ich will mal ein kleines Missverständniss ausräumen.
Weichlot wäre nur für die Lauffläche des Simmerings. Nicht für den Lagersitz! Da ist ja das "Verdengeln" angedacht. Die Idee, die dahinter steckt, ist die Gleiteigenschaft zu verbessern, damit sich der Wellendichtring nicht aufribbelt.

Mit dem "Verzinken" hätte ich an einen Materialauftrag vom kompletten Achsschenkel gedacht. Gerade um den Lagersitz aufzufüllen. Aber ich glaube, das ist zu aufwendig. Es steht ja nicht die Rostvorsorge sondern die Funktion im Vordergrund.

Also manchmal bin ich ganz froh, das ich nicht so viel Materialkenntnisse habe + nach Gefühl handele. Sonst könnte ich nie ruhigen Gewissens in ein Fahrzeug einsteigen. ;)

@Burgie
Ich gehe nicht davon aus, das die Achsschenkel Oberflächengehärtet sind. Wozu auch. Es ist keine direkte Lauffläche drauf. (Außer die vom Wellendichtring) Der Rest muss nur den Sitz der Lagerschalen gewährleisten.
Beim Schweiß-Aufpunkten/Aufkleksen hätte ich auch nicht so viel Bedenken, da die Gefügeveränderung meines Wissens nur im abkühlenden Schmelzbad ist. Aus meiner Heizungsbastelei kenne ich Materialenspannung so, das man die Gegenseite des Materials nach einer Schweißnaht erwärmt (Rotglut), um einem Verzug + somit auch Gefügeveränderung vorzubeugen. Ist das nicht möglich, kann man die Naht auch in Form eines "S" machen. Oder auch nur beim Nachwärmen das "S" machen. Das vermindert zumindestens die Spannung. Ok, bei mir geht es nur um Heizungsrohre mit minderer Vergütung, aber vom Prinzip verhält sich höher vergüteter Stahl ähnlich.

Uwe
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